Altersarmut in Bremen bekämpfen
AWO Bremen fordert Maßnahmen gegen Armutsgefährdung und soziale Isolation
Altersarmut ist eine große Herausforderung für den Sozialstaat in Deutschland. Im Jahr 2020 waren knapp 20 % der Menschen ab 65 Jahren von Armut gefährdet – Frauen sind dabei noch etwas stärker von der Armutsfalle bedroht als Männer. In Bremen liegen die Werte gar über dem Bundesdurchschnitt und die Armutsgefährdungsquote der über 65-Jährigen steigt stetig weiter. Die AWO Bremen betrachtet diese Entwicklungen mit Sorge und fordert zielorientierte Maßnahmen.
Der Arbeitskreis Altersarmut bei der AWO Bremen hat ein Positionspapier zum Thema vorgelegt und stellt darin fest, dass neben der steigenden Armutsgefährdungsquote der über 65-Jährigen auch die „verdeckte Armut“ ein gravierendes Problem darstellt. Dabei handelt es sich um Menschen, die trotz des Anrechts darauf keine Grundsicherungsleistungen in Anspruch nehmen. „Die Dunkelziffer ist schwierig zu beziffern“, sagt AWO-Präsidiumsmitglied Senihad Sator, „jeder einzelne Fall bedeutet jedoch, dass Menschen mit einer Einkommenssituation unterhalb des sozialrechtlich geregelten Existenzminimums konfrontiert sind – in Zeiten der Inflation eine nochmals verschärfte kritische Situation“.
Zusätzlich stellen Isolation und Einsamkeit ein Risiko für die Teilhabe im Alter dar und viele ältere Menschen sind davon betroffen. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie zu einer Verstärkung des Einsamkeitsempfindens älterer Menschen geführt.
Diese Entwicklungen werden von der AWO Bremen mit Sorge betrachtet. Es bedarf umfassender Maßnahmen zur Vermeidung und Linderung von Altersarmut sowie von Isolationserscheinungen. Vieles davon wird auf Bundesebene zu steuern sein, gleichwohl hat das Land Bremen den ihm obliegenden Beitrag zu leisten, um die Lebenslage der Betroffenen spürbar zu verbessern.
Aus der Sicht der AWO Bremen wären folgende Maßnahmen sinnvoll:
- Mit der Novellierung des Wohngeldes hat die Ampel-Regierung den Kreis der Leistungsberechtigten erweitert. Auch ältere Menschen, die ein Einkommen über dem Grundsicherungsniveau haben, können von den neuen Regelungen profitieren. Entscheidend dabei ist, dass gerade diese Menschen durch ein niedrigschwelliges, zielgruppengerechtes Informationsangebot über die Wohngeldleistungen informiert werden. Neben der von der Stadt gestarteten Informationskampagne wäre zusätzlich eine aufsuchende Informationsarbeit sowie Unterstützung bei der Beantragung durch die zuständige Wohngeldstelle notwendig.
- Begegnungsstätten und -zentren sind wichtige Orte, um gerade ältere Menschen zusammenzubringen und sozialer Isolation vorzubeugen. Es gilt, die Begegnungsstätten und -zentren in ihrer Arbeit zu stärken und sie finanziell und personell abzusichern – mit mindestens einer Vollzeitkraft pro Einrichtung. Außerdem ist das aktuelle Zuwendungsverfahren weiterhin auf den Prüfstand zu stellen und eine Planungssicherheit für die Träger dieser Einrichtungen zu schaffen.
- Es braucht mehr Orte der Begegnung in Bremen, denn nicht in allen Quartieren gibt es Bürgerhäuser oder andere offene Treffpunkte für Menschen. Es bedarf einer Öffnung von öffentlichen Gebäuden gegenüber der Stadtgesellschaft – so könnten etwa öffentliche Gebäude, in denen zu bestimmten Zeiten kein Betrieb herrscht, geöffnet werden und von Vereinen, Initiativen u.a. für deren Angebote und Aktivitäten genutzt werden. Gerade ältere Menschen könnten von quartiersnahen, niedrigschwelligen Angeboten profitieren.